Flächenwidmung/Flächenverbrauch
Werfen wir einen Blick auf Luftbilder des Mondseelandes in den 1950er Jahren. Das Mond- seeland wies eine geordnete Struktur auf, der Markt Mondsee war wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt, die umliegenden Gemeinden waren geprägt durch dörfliche Strukturen. Die Verkehrserschließung durch die Salzkammergut Lokalbahn war für die damalige Zeit hervorragend, das Mondseeland war für Sommerfrischler attraktiv, der Fremdenverkehr boomte bis in die 1980er Jahre. Einige auswärtige Bürger errichteten Villen und verbrachten die Sommermonate hier. Erste günstigere Zweitwohnsitze wurden durch Bauträger errichtet. Mit der Idylle war es aber bald vorbei, die Gästeübernachtungen nahmen deutlich ab, die Zahl der Zweitwohnsitze jedoch hat so stark zugenommen, dass „der damit verbundene Verlust von Grünland das Landschaftsbild und den Erholungswert der Landschaft beeinträchtigt“, wie Walter Kunze bereits 1991 in seinem Buch über Mondsee beklagte. Und da Mondsee für viele Menschen sehr attraktiv ist, sind die Auswirkungen des sogenannten „Kitzbüheleffektes“ – die Überhandnahme von Freizeitwohnungen und eine schleichende Vermehrung von Zweitwohnsitzen – deutlich spürbar.
Was hat sich schließlich in den letzten Jahrzehnten im Mondseeland nachteilig verändert? Durch ausufernde Zersiedelung ist es eng geworden im Lebensraum Mondseeland. Das Bevölkerungswachstum ist ein Vielfaches größer als im Landesdurchschnitt, die Einwohnerzahl hat sich in den letzten 50 Jahren beinahe verdoppelt. Der Bodenverbrauch durch ein unkontrolliertes Bauwesen unter den damaligen Bürgermeistern ist zu einem großen Problem geworden. Die Begehrlichkeit mancher Grundbesitzer ihr Grünland in Bauland umwidmen zu lassen ist enorm, hat doch der Verkauf von Grund und Boden schon immer viel Geld gebracht. Die Spekulation mit Grund und Boden treibt die Baulandpreise in unmoralische Höhen und auf maximalen Gewinn ausgerichtete Immobilienspekulanten verschandeln unseren Lebensraum mit überdimensionierten Wohnschachteln, die sich Einheimische kaum leisten können.
Was kann die Gemeindepolitik tun, um die Raumordnung zukunftsorientiert im Sinne des Gemeinwohls zu gestalten? Wir dürfen die Verantwortung für die Baukultur nicht Bauträgern überlassen. Es muss zu einem Umdenken im Bauwesen kommen, die Bevölkerung hat ein Recht, in die Gestaltung ihrer Lebensumgebung eingebunden zu werden. Es ist eine wesentliche Aufgabe der Gemeindepolitik, die Grundlagen für eine Raumordnung zum Wohle der gesamten Bevölkerung zu schaffen. Jede Gemeinde hat dazu ein örtliches Entwicklungskonzept (ÖEK) und den dazu gehörenden Flächenwidmungsplan (FWP) zu erlassen. Es dürfen nur so viele Flächen in Bauland gewidmet werden, um den künftigen Baulandbedarf zu bedecken. Da in den Mondseelandgemeinden genügend Baulandreserven für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren vorhanden sind, müssen Baulandwidmungsansuchen in Zukunft restriktiv behandelt werden. Ein nächster Schritt ist, Bebauungspläne für gewidmetes Bauland zu beschließen. Dabei ist das Maß der baulichen Nutzung festzulegen, v.a. die Gebäudehöhe, die Anzahl der Geschosse, die Geschossflächenzahl bzw. Baumasse, die Höchstzahl der zulässigen Wohneinheiten. ÖEK und der FWP als Instrumente der Raumordnung sind in Innerschwand und St. Lorenz bereits überarbeitet und im Gemeinderat beschlossen worden, in Mondsee und Tiefgraben sind sie noch in Arbeit. In St. Lorenz haben die Gemeinderäte nur die wenigen Flächen in Bauland gewidmet, die für eine ausgewogene Wohnbaulandentwicklung geeignet sind. Die Grünen in St. Lorenz haben drei Jahre Überzeugungsarbeit im Gemeinderat geleistet, um für ein großes Areal in Höribach an der Mondseestraße einen Bebauungsplan zu erstellen. Eine klar geregelte Bauordnung gibt Planungssicherheit für Bauwerber und für den Bürgermeister als Baubehörde einen gewichtigen Rückhalt.
Benachbarte Gemeinden, die in einem besonderen räumlichen funktionalen Zusammenhang stehen, können ihre Flächenwidmungspläne im Rahmen einer freiwilligen Planungskooperation gemeinsam erarbeiten. Für die vier Mondseelandgemeinden bietet sich daher die große Chance der Zusammenarbeit bei den zentralen kommunalen Aufgaben wie Wohnen, Verkehr, Bildung, Seniorenbetreuung, Gesundheitsvorsorge. Bei der Bewältigung dieser zentralen kommunalen Aufgaben sind die einzelnen Gemeinden an ihre Grenzen gestoßen.
Neue Formen der Mobilität für das Mondseeland
Besonders im Bereich öffentlicher Ver- kehr ist ein gemeinsames Konzept für das Mondseeland unumgänglich. Der Master- plan Zukunft der Mobilität für das Mond- seeland (Masterplan FUMObil) wurde bereits vor zwei Jahren erstellt, er hat die Förderung der Entwicklung eines neuen, flächendeckenden, bedarfsgerechten und umweltfreundlichen Mobilitätssystems in der Region zum Ziel. Die LEADER Region Fuschlsee Mondseeland (FUMO) bemüht sich zwar sehr, das Mobilitätsverhalten in der Region zu verändern, wird aber leider von den einzelnen Gemeinden nicht unter- stützt. Nach Salzburg gibt es noch immer nicht den Halbstundentakt, wogegen auf anderen Zubringerlinien nach Salzburg bereits ein Viertelstundentakt in Vorbe- reitung ist. In Mondsee würgt man schon jahrelang an einem Konzept für Parkraum- bewirtschaftung, ohne Ergebnis. Ein Orts- bus (Ruftaxi) sollte keine Utopie sein.
In Zusammenarbeit aller vier Gemeinden könnte der Masterplan FUMObil umgesetzt werden, wie auch ein gemeinsames Seni- orenheim, ein Gesundheitszentrum, eine höhere Schule. Der bereits beschlossene regionale Gemeindeverband Bauhof der Gemeinden Mondsee, Tiefgraben, Sankt Lorenz und Innerschwand sollte uns zu einer weitreichenden Zusammenarbeit der vier Mondseelandgemeinden ermutigen.
Gemeinsame Entwicklung des Mondseelandes
Bei der von der Marktgemeinde Mondsee in Auftrag gegebenen Studie über die gemeinsame Entwicklung des Mondseelandes in Hinblick auf eine mögliche Gemeindefusion der Mondseelandgemeinden ist es unumgänglich, dass sich die Gemeinden Innerschwand, St. Lorenz und Tiefgraben beteiligen. Jedenfalls ist der Bevölkerung im Rahmen von moderierten Informationsveranstaltungen die Möglichkeit zu geben, ihre Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen einzubringen.